Geboren in Freiberg/Sachsen, in der Humboldtstraße; die Nummer weiß ich nicht mehr. Hausgeburt mit Hebamme, Männer draußen vor der Tür – wie das damals eben so war. Die ersten Jahre vorrangig in der Obhut von Mutter, Großmutter und Urgroßmüttern. Der Großvater trat erst später in Erscheinung und mein Vater war hauptsächlich mit Geldverdienen beschäftigt – wie das damals eben so war.
Mehrere Umzüge mit der Familie. Damals wurden wir Kinder nicht gefragt, ob uns das wohl recht sei. Wir zogen mit, wechselten Schule und Freunde und fanden es spannend.
Apropos Schule: Es fiel mir leicht., speziell Mathematik, Physik, Deutsch (ich war eine ausgemachte Leseratte), Geografie, Astronomie, Chemie. Schwieriger war es in Geschichte und Staatsbürgerkunde. Das waren Gesinnungsfächer. Eines Tages nahm mich mein Vater zur Seite und fragte mich, was ich eigentlich damit für ein Problem hätte. Schließlich sei ich ja wohl meilenweit schlauer als die Lehrer dieser Fächer und da sollte es mir doch leichtfallen, ihnen weiß zu machen, dass ich den Kram glaube. Das leuchtete mir ein, und siehe da: Es fiel mir leicht.
Allerdings hatte das auch eine Kehrseite, mit der mein Vater nicht gerechnet hatte. Ich fing nämlich an, die Dinge wirklich zu glauben, Marxismus, Sozialismus und so weiter. Klang gut in meinen jugendlichen Ohren. Außerdem entstand dadurch eine Anti-Position zu Vater und Großvater, die als Kleinunternehmer von dem ganzen Zeug nichts hielten. Aber ich machte mich immer steifer und trat schließlich in die Partei ein.
Allerdings nützte es mir zunächst nicht viel, denn Medizinstudium – aussichtslos, weil kein Arbeiter- und Bauernkind. Also studierte ich das, was mir am leichtesten fiel und die meisten andern nicht wollten: Physik, an der TU Dresden. Zugegeben, die meiste Zeit verbrachte ich damals auf der Pferderennbahn, denn Reiten war nach dem Segeln in den vorangegangenen Jahren meine Lieblingsbeschäftigung. Das hing sicher auch mit meiner damaligen Freundin zusammen, die ich – wieder in Konfrontation mit meinem Vater – schließlich heiratete.
Und dann endlich – ich hatte es herbeigesehnt – der Eintritt ins Arbeitsleben. Während andere nach dem Studium erst einmal Ferien, vorzugsweise in Ungarn, machten, stürzte ich mich in den Beruf, von Anfang an mit Vollgas. Interessanterweise blieb ich in der Familientradition – mein Vater hatte eine kleine Gerberei – und begann am Deutschen Lederinstitut in Freiberg (wieder zurück in meiner Geburtsstadt, in der meine Großeltern lebten). Kurz danach wurde das Institut umbenannt in Forschungsinstitut für Leder- und Kunstledertechnologie. In dieser Erweiterung auf das Feld der Hochpolymere fand ich dann auch mein wissenschaftliches Betätigungsfeld und promovierte über ein mathematisches Modell des Koagulationsverfahrens. Klingt langweilig, war es aber allein deshalb nicht, weil ich dabei die Fourier-Reihen anwenden konnte – Name verpflichtet.